Corona – der Schwedische Weg

von | 9.09.2021 | CORONA update

Als Covid-19 im Frühjahr 2020 auf Europa übergriff, ließ die Schwedische Regierung verlauten, Schweden sei bestens auf eine Pandemie vorbereitet. 
Seit der ersten Welle, als die anderen Europäischen Staaten auf Lockdowns und andere Maßnahmen setzten, lehnte man in Schweden Eingriffe in die Grundrechte der Bürger*innen ab.
Die Folgen waren erst einmal erschütternd: Besonders in Alten- und Pflegeheimen war die Sterberate sehr hoch. Das hing auch damit zusammen, dass das Personal nicht geschult und kaum Schutzkleidung vorhanden war. Ende Juni, als die erste Welle in ganz Europa brach, zählte man 4.800 Todesfälle aufgrund von Corona in Schweden. (Zum Vergleich: in Österreich waren es 703). Zu Jahresende 2020 waren es bereits 13.000 Corona Tote (in Österreich 6.222).
In seiner Weihnachtsansprache bedauerte König Carl XVI. Gustav die bisherige Linie: »Ich glaube, wir haben versagt. Viele Menschen sind gestorben, und das ist furchtbar. Das Schwedische Volk hat enorm gelitten.«
Ursprünglich hatte man auf eine Durchseuchung und dadurch entstehende Herdenimmunität gesetzt. Gegen Ende 2020 erwies sich, dass dies sich diese Hoffnung nicht erfüllt hatte  und dadurch kein signifikanter Schutz entstanden war.
Wie auch der Chefberater des Gesundheitsministeriums, Anders Tegnell, später in einem BBC Interview zugab, hatte man sich auf wenige Experten verlassen, statt breit mit der Wissenschaft in Kommunikation zu bleiben. (https://youtu.be/Biqq34aUJcQ)
Im Jänner 2021 beschloss das Schwedische Parlament neue Regeln: Nicht notwendige Einkäufe sollen vermieden, Masken sollten in Öffentlichen Verkehrsmitteln getragen werden, auf nicht wirklich nötige Reisen sollte verzichtet werden, in Stockholm sollten sich nicht mehr als 8 Menschen treffen.
All dies sind Empfehlungen, keine Vorschriften. Man setzt auf die Eigenverantwortung der Schwedischen Bevölkerung und ist nicht zu Grundrechtseinschnitten bereit.
Im März 2021 wurde auch in Schweden ein Gesetz beschlossen, das einen möglichen Lockdown ermöglichen würde. Dies galt bis September 2021, wurde jedoch nie umgesetzt.
Gleichzeitig wurden außerdem Klassen der Oberstufe und Universitäten auf Distanzunterricht umgestellt, Gastronomiebetriebe schließen um 20:30 h, Kultureinrichtungen haben eingeschränkte Öffnungszeiten.
Durch diese neuen, gelinden Einschränkungen kam es zu einer deutlichen Verbesserung der Situation. Weiters wurde mehr getestet, es war nun auch ausreichend Schutzkleidung vorhanden, und langsam hatte man weniger Todesfälle aufgrund von Corona als Mitteleuropa. Im Vergleich der Nordischen Länder liegt Schweden jedoch immer noch etwas voraus.
Die Frage ist nun, inwieweit ist die Schwedische Situation  mit Österreich vergleichbar?
50% der Haushalte in Stockholm sind Single-Haushalte, besonders in Mittel und Nordschweden ist die ländliche Struktur sehr dünn besiedelt. Insgesamt ergibt sich daruaus, dass in Schweden die sozialen  Kontakte geringer sind als in Österreich. 
Im Jahr 2020 hatte Schweden ca. 10.4 Millionen Einwohner*innen, in Österreich waren es etwa 8,9 Millionen.
Heute (05.09.2021) hat Österreich 78.468 Covid-Fälle pro Million Einwohner und Schweden 110.509.
In Österreich starben bislang 1218 pro Million Personen an Corona, in Schweden 1436 pro Million.
Gesamt gesehen gab es in Österreich 695.000 Fälle und 10.790 Tote aufgrund von Corona, in Schweden waren es 1,13 Millionen Fälle und 14.692 Tote.

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