Gesund durch Prävention

von | 19.04.2021 | GESUNDHEIT

Mehr Gesundheit durch Prävention und zielgruppenspezifische Gesundheitsbildung

 

Die steigende Lebenserwartung bei gleichzeitiger dramatischer Zunahme der Zivilisationskrankheiten, wie Adipositas und Diabetes, sind eine große Herausforderung für das Gesundheitssystem in den kommenden Jahren. Neben Herz-Kreislauf Erkrankungen, erhöht die Adipositas aber auch deutlich das Risiko an Krebs zu erkranken. Doch die Zahl der übergewichtigen und adipösen Menschen nimmt stetig zu und dadurch auch die Zahl der Diabetiker und die daraus resultierenden Kosten. Allein in den letzten 20 Jahren ist die Zahl der Typ II Diabetiker bei derzeit weiter steigenden Patientenzahlen um rund 40% gestiegen. Aktuell sind in Österreich 600.000 Menschen an Typ II Diabetes erkrankt, im Jahr 2030 könnten es mehr als 800.000 sein. Es ist eine wesentliche Aufgabe des Gesundheitssystems in allen Bevölkerungsgruppen mehr Bewusstsein für dieses Problem zu schaffen.

Durch verbesserte Präventionsmaßnahmen soll die Zunahme dieser Zivilisationserkrankungen  zurückgedrängt werden.  

Statistische Daten zeigen, dass je schlechter der Bildungsgrad der Menschen, desto schlechter auch der Gesundheitszustand, aber auch der subjektiv empfundene Gesundheitszustand ist. Aufgrund der dramatischen Zunahme der Adipositas (Übergewicht) und der daraus resultierenden Folgeerkrankungen sind laufende Präventionsmaßnahmen bereits im frühen Kindesalter dringend notwendig, besonders für Kinder, in deren Elternhaus dafür wenig Bewusstsein vorhanden ist.

 

 

(Graphiken: Statistik Austria)

Die Grünen Ärztinnen und Ärzte fordern daher folgende zielgruppenspezifischen Maßnahmen:

Mehr Bildungsmaßnahmen im Bereich Prävention, beginnend im Kindergarten/Vorschulalter 

    • Altersgruppe bis 6 Jahre: Kindgerechte Bildung im Bereich Ernährung und Bewegung
    • Altersgruppe bis 15 Jahre: Einführung des Unterrichtsfaches Gesundheitsbildung: Zivilisationskrankheiten,  Ursachen und Vermeidung; Ernährung & Bewegung

Alle Altersgruppen: Strenge Regelungen, um Kinder vor Werbung von ungesunden Lebensmitteln zu schützen

    • Kein Verkauf von zuckerhaltigen Erfrischungsgetränken in Schulen (Getränkeautomaten). In den vergangenen zehn Jahren ist der Verbrauch zuckerhaltiger Getränke weltweit um ein Drittel (33 %) gestiegen. Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt heute in einer urbanen Umgebung, während ein Viertel der Erwachsenen und 4/5 der Kinder und Heranwachsenden im Alter von 11 – 17 Jahren sich nicht ausreichend körperlich betätigen. Quelle: https://www.adipositas-austria.org/1510_neue_zahlen.html
    • Informationsveranstaltungen für die Eltern zumindest einmal jährlich zum Thema Gesundheit, Ernährung und Bewegung. Anmerkung: am besten verpflichtend. Ja! Man braucht auch einen Führerschein um Auto zu fahren, es ist zumutbar, dass Eltern einmal im Jahr an so einer Veranstaltung teilnehmen.
    • Mehr Informationen über Ernährung und Lebensmittel
    • Informationen über die Vorteile von Lebensmitteln aus biologischer/artgerechter Haltung (z. b  Fleisch  aus Weidetierhaltung ist, wegen der günstigeren Fettsäure Zusammensetzung gesünder als Fleisch aus Massentierhaltung etc.)   
    • „Schluss mit Etikettenschwindel! Verbot für irreführende Werbung und Etikettierung im Lebensmittelbereich. Beispiel: Wo insulinwirksame Zuckerersatzstoffe drin sind, darf nicht „zuckerfrei“ auf der Packung stehen.

Steuer und Fördergelder

Förderung von Arbeitgebern die ihren Mitarbeitern gesunde Ernährungsoptionen zur Verfügung stellen

Steuerliche Begünstigung von Bewegungsprogrammen
-in Betrieben
-Individuelle Angebote (Teilnahmenachweis erforderlich)

Spezielle Angebote und Präventionsmaßnahmen für über 55-jährige mit geringem Bildungsniveau:

Untersuchungen haben gezeigt, dass speziell Pensionist*innen mit geringem Bildungsniveau im Alter vermehrt an Adipositas leiden. Oft haben sie im Arbeitsleben mehr körperliche Tätigkeiten ausgeführt, die nach der Pensionierung wegfallen. Zitat aus der Studie:  „Diese Personen sind besonders gefährdet an Fettleibigkeit zu erkranken. Fettleibigkeit im Alter führt häufig zu Immobilität, senkt die Lebensqualität, erhöht die Pflegeabhängigkeit und verursacht hohe Kosten im Gesundheits- und Sozialpflegebereich. Aufgrund des demographischen Wandels und der dadurch steigenden Anzahl der älteren Bevölkerungsschicht ist es notwendig, präventive Maßnahmen für diese spezielle Untergruppe zu planen, um die Rate der Fettleibigen zu senken“, so die Studienautorin Franziska Großschädl.

 

Quelle: https://www.medunigraz.at/fileadmin/news-archiv/2012/2012-01-17-20050-Zunahme%20von%20Adipositas%20stark%20von%20Alter%20und%20Bildungsniveau%20abh%C3%A4ngig.pdf

 

Dr. Bettina Wiltos ist Fachärztin für Chirurgie und Gefäßchirurgie, Ärztin für Allgemeinmedizin mit Schwerpunkt Ernährungsmedizin in Mödling.

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