Schon im Jahr 1930 forderte der britische Ökonom John Maynard Keynes eine Fünfzehn-Stunden-Woche und Drei-Stunden-Schichten innerhalb der nächsten hundert Jahre. Die hundert Jahre werden bald um sein, dennoch stehen wir bei Arbeitszeiten, die für die meisten Branchen keine work-life-balance ermöglichen.
Der Thinktank Alda hat nun gemeinsam mit Autonomy UK in Island eine Studie durchgeführt und kürzlich veröffentlicht, die eine Wochenarbeitszeit von 32 Stunden in einer Vier-Tage-Woche untersuchte. Dies sei aber nur ein Zwischenziel, so ein Autor dieser Studie, denn es soll in der Folge versucht werden, die Arbeitszeit noch weiter zu reduzieren.
Island hatte bislang eine Wochenarbeitszeit von 44,4 Wochenstunden. Dies führte zu Übermüdung und Stress, welche aber zu einer geringeren Arbeitsleistung führte, denn müde, gestresste Menschen machen Fehler, brauchen länger für Vorgänge und treffen vielleicht schlechte Entscheidungen.
Die ersten 66 Teilnehmer*innen in Reijkjavik begannen 2015 damit, nur noch 4 Tage die Woche und 32 Stunden zu arbeiten. Der Erfolg war in so kurzer Zeit sichtbar, dass landesweit Firmen und Menschen in die Studie aufgenommen wurden, so dass in den folgenden fünf Jahren 2500 Teilnehmende verzeichnet waren.
Ab dem Jahr 2019 verhandelten die Gewerkschaften bereits neue Verträge aufgrund des großen Erfolges. Die Menschen machten keine Überstunden mehr, während die Arbeitsleistung anstieg. Arbeit wurde umorganisiert, so dass zu Spitzenzeiten der Beanspruchung mehr Personal anwesend war. Abläufe wurden automatisiert, wo die Anwesenheit eines Menschen nicht erforderlich war.
Da die Beschäftigten mehr Zeit für ihre Familien, Hobbies und sich selbst hatten, stieg das Wohlbefinden signifikant an. Welche Auswirkungen das langfristig auf die Gesundheit hat, wird noch zu untersuchen sein.
Wir Grünen Ärztinnen und Ärzte können uns vorstellen, dass bei einer entsprechenden Umorganisation auch im Gesundheitswesen ein 4-Tage-Woche möglich und sinnvoll ist. Auch wir wollen unsere Kinder aufwachsen sehen, wollen unser Menschsein abseits der Arbeit pflegen. Es ist möglich, wie das Beispiel in Island zeigt.