Was sind Gendermainstreaming und Diversity Management?
Das Referat Gendermainstreaming und Diversity Management ist zuständig für Gleichstellungs- und Vielfaltsfragen in der Ärztekammer für Wien und der Wiener Ärzteschaft. Es beschäftigt sich mit den verschiedenen Entscheidungs-, Planungs-, Umsetzungs- und Bewertungsprozessen zum Thema Gleichstellung und Vielfalt.
Gendermainstreaming
Gender Mainstreaming ist die (Re)Organisation, Verbesserung, Entwicklung und Evaluierung politischer Prozesse mit dem Ziel, eine geschlechterbezogene (gleichstellungsorientierte) Sichtweise in alle politischen Konzepte, auf allen Ebenen und in allen Phasen, durch alle an politischen Entscheidungen beteiligten Akteure und Akteurinnen einzubeziehen.“ (Europarat 1998). Politische Konzepte und Maßnahmen sollen so gestaltet werden, dass eine Gleichbehandlung und Gleichstellung von Männern und Frauen gewährleistet wird.
Gendermainstreaming setzt sich aus zwei Begriffen zusammen, nämlich „Gender“ und „Mainstreaming“.
Der Ausdruck „Gender“ bezieht sich nicht nur auf das biologische Geschlecht, sondern meint vor allem das soziale und damit das gesellschaftlich determinierte und normierte Geschlecht.
„Mainstreaming“ meint in etwa „etwas in den Hauptfluss bringen“, also etwas nicht nur in den Fokus rücken, sondern auch in Gang setzten.
Gendermainstreaming ist nicht einfach Frauenpolitik beziehungsweise Frauenförderungspolitik, sondern der Versuch strukturelle Bedingungen zu schaffen für eine Sensibilisierung im Hinblick auf eine Gleichstellung der Geschlechter.
Diversity Management
Diversity Management ist ein multidimensionaler Ansatz zur gezielten Wahrnehmung, Nutzung und Förderung von Vielfalt in sozialen Systemen, öffentlichen Organisationen sowie Gruppen und Teams. Ziel von Diversity Management ist es, durch die Förderung von Chancengleichheit und den kompetenten Umgang mit Vielfalt personelle Kompetenz und Ressourcen in Organisationen optimal zu nutzen.
Eine durch fortschreitende Mobilität, Migration und Internationalisierung zunehmend heterogene Ärzteschaft, damit verbundene immer heterogenere Lebensbedürfnisse sowie Lebenslagen erfordern dementsprechende Strategien und Maßnahmen der Ärztekammer.
Warum sollten sich Führungspersönlichkeiten im Krankenhaus dafür interessieren?
Der demografische Wandel und die zunehmende Pluralität einerseits und ein Wertewandel hinsichtlich der Berufs- und Lebensbedingungen andererseits in der Ärzteschaft bedingt die Notwendigkeit die Arbeitsbedingungen an die unterschiedlichen Bedürfnisse unterschiedlicher Gruppen anzupassen.
Eltern, Alleinerziehende, Singles, ältere und jüngere Menschen und Menschen mit unterschiedlicher Herkunft gibt es auch in der Ärzteschaft mit unterschiedlichen Interessen und Lebensstilen. Arbeitsbedingungen, Fortbildungsmaßnahmen und Karrieremöglichkeiten müssen für alle gleichermaßen zugänglich sein. Dafür die Rahmenbedingungen zu schaffen ist vor allem auch Aufgabe der Krankenhausleitung.
Was macht die Ärztekammer?
Das Referat für Gendermainstreaming und Diversity Management versucht auf unterschiedlichen Ebenen mit Teilnahme an Ausschüssen und Sitzungen, Organisation von Veranstaltungen und Förderungen Sensibilisierung für die Thematik zu erzielen.
Beispiele wären: Mentoringprogramm, Anregung und Durchsetzung einer Gendersensiblen Sprache, Anrechnung der Karenzzeiten im Wohlfahrtsfond, Schaffung einer Ombudsstelle für sexistische und rassistische Übergriffe, Mobbing und Gewalt und einiges mehr.
Persönliche Meinung zu Frauen, die es „geschafft schaffen“
Ja es gibt Frauen, die eine tolle Karriere in der Medizin gemacht haben und sie haben alles Recht stolz darauf zu sein. Viele dieser Frauen neigen aber dazu, sich vom Feminismus abzugrenzen als nicht notwendig und erforderlich, da sie ja selbst das beste Beispiel wären. Sie hätten es geschafft ohne Frauenförderung und ohne Quoten und Feminismus würde in ihrem Leben keine Rolle spielen.
Diese Frauen übersehen die Realitäten, sozialen Bedingungen und wirtschaftlichen Ressourcen vieler anderer Frauen und machen dadurch das Leben ihrer Gechlechtsgenossinnen nicht wirklich leichter.
Dr. Cornelia Hieber, MBA Gendermainstreaming und Diversity Management für den Verband leitende Krankenhausärzte Österreichs
Dieser Artikel erschien zuerst im VLKÖ Newsletter N° 02/2021