Verkehrswende und Mobilität

von | 19.04.2021 | GESUNDHEIT

Die zunehmende Umweltbelastung, steigende Bevölkerungsdichte und die Herausforderungen der Klimakrise machen eine zeitnahe Umstrukturierung des Verkehrsgeschehens erforderlich.
Neben dem massiven Ausbau des ÖNV, der Umstellung des Wirtschaftsverkehrs, Dienstleister und der Einsatzfahrzeuge auf E-Mobilität ist eine zukunftsfähige Umverteilung des öffentlichen Raums, die der aktiven Mobilität den nötigen Platz zur Verfügung stellen muss und eine gesunde lebenswerte Umgestaltung des Öffentlichen Raums möglich machen kann, dringend erforderlich.

Angestrebte Ziele:

Verkehrssicherheit:
Drastische Reduktion der Unfälle, (“vision zero“, also keine Verkehrstoten mehr ), Kinder u. Ältere, die gefahrlos selbständig unterwegs sein können. Sichere fußgänger- und radfahrer*innenfreundliche Gestaltung stark frequentierter Kreuzungen, bauliche Veränderungen zur Temporeduktion, (Verschmälerungen, Verschwenkungen kombiniert mit Begrünung) ausreichend Aufstellflächen, Gehsteige in vorgeschriebener Breite und verbesserte Sichtbeziehungen werden nötig sein.

Gesundes bewegungsfreundliches Umfeld:
Mehr Bewegung im Alltag zu ermöglichen stellt eine extrem wichtige gesundheitspolitische Maßnahme dar, gerade unter dem Aspekt von massiv steigendem Bewegungsmangel und steigenden Zahlen von Übergewichtigen und Adipösen, auch schon im Kindesalter, und all ihren Folgeerkrankungen und Folgekosten.

Wesentlich wären hier:
Sichere Schulwege, die mit Rad oder Skooter zurückgelegt werden können, das Unterbinden von Elterntaxis, autofreie Schulvorplätze und ein sicheres durchgängiges Radwegenetz.

Durch Verkehrsberuhigung in Form von verkehrsberuhigten Wohngebieten, Temporeduktionen, Fuzos, Bezo,…könnten wesentliche gesundheitliche Schädigungen, die durch den MIV verursacht werden, hintangehalten werden. Gesundheitsgefährdung durch Stress, Lärm, Feinstaubbelastung, Abgase, Hitzeentwicklung durch Motoren, Hitzespeicherung durch abgestellte Fahrzeuge, geringere Abkühlung in der Nacht, zunehmende Schlafstörungen durch Lärm und Hitze könnten verringert werden.
Besonders im Bereich der bestehenden Hitzeinseln in der Stadt müssen dringend Maßnahmen ergriffen werden; besonders Kleinkinder, Ältere, chronisch Kranke, Menschen mit Herzkreislauferkrankungen sind gefährdet.
Die zusätzliche Bereitstellung von kinderfreundlichen autofreien begrünten Zonen (echte Wohnstraßen) kann dem natürlichen Bewegungsdrang von Kindern entgegenkommen.

Ausreichend sichere Querungsmöglichkeiten, die Versorgung mit Sitzgelegenheiten, Beschattung durch Bäume u.ä. können selbstbestimmte aktive Mobiltät bis ins Alter fördern, zur Inklusion und wesentlich zur Lebensqualität beitragen.

Nebenbei werden wirtschaftliche Vorteile durch Umsatzsteigerungen von Straßen und Plätzen mit hoher Aufenthaltsqualität erreicht.

Klimawandelanpassungsmaßnahmen:
Begrünung, Entsiegelung, Errichtung von Trinkbrunnen und Sprühnebel können die Lebensqualität heben und der drohenden Hitze entgegenwirken. Sie werden umso wirksamer und umso umfangreicher möglich sein, je mehr Kfz-spuren bzw. Oberflächenparkplätze in lebenswerte Flächen umgestaltet werden.

Senkung der CO2-Emissionen:
Die CO2-emissionen müssen nachhaltig gesenkt werden. Wien hat das Ziel, bis 2040 klimaneutral zu sein.

Da der Verkehr fast die Hälfte der Emissionen ausmacht, wird eine Verkehrswende mit einer Verdichtung, Ausweitung, Attraktivierung des ÖNV, Hand in Hand mit der massiven Förderung von Fuß und Radverkehr, unabdingbar sein.

Ein geschlossenes Radwegenetz, ergänzt durch echte Fahrradstraßen, weitestgehende Einbahnöffnungen, Radschnellverbindungen, die den Pendlerverkehr entlasten können, werden den Radverkehrsanteil weiter steigern, unterstützt durch Radfahrkurse, die im Rahmen des Unterrichts vermehrt angeboten werden sollen.

Nicht zuletzt muss mit dem Wachsen der Stadt der Multimodalität eine immer größere Rolle zukommen.Die Kombination unterschiedlicher klimafreundlicher Verkehrsmittel soll attraktiviert und erleichtert werden.
Auf Großprojekte wie Stadtstraße und Laubauautobahn, die noch mehr MV generieren, sollte unbedingt verzichtet werden.

Die kürzlich vorgestellten Radverkehrsprojekte sind weit davon entfernt, Wien mit attraktiver Radinfrastruktur auszustatten. Wenn die Stadtregierung diesen Bereich nicht massiv ausbaut, wird dies ein Verfehlen der Klimaziele und einen Bruch der im Wahlkampf gegebenen Versprechen bedeuten.

 

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